4. Holzschutzmittel (HSM)

4.3 Fungizide (Teil 2): Metallorganische Fungizide


4.3.2.Metallorganische Fungizide:

4.3.2.1. Organozinnverbindungen:

4.3.2.1.1 Allgemeines:
Tributylzinnoxid (TBTO) wird neben Tributylzinn-Benzoat (TBTB) und Tributylzinn-Naphtenat (TBTN) schon seit Jahren im Materialschutz eingesetzt, aber auch als Konservierungsmittel wasserverdünnbarer Anstriche und für schimmelfeste Anstriche verwendet. Die Wirkung hängt vom Zinngehalt ab.

Organozinnverbindungen dienen in steigendem Maße als Stabilisatoren für PCP und PVC, um gebildeten Chlorwasserstoff zu entfernen. Auf diese Weise verhindert man innere Erosion von Transformatoren und Maschinen.

Handelsnamen:

Bufo Holzschutzlasur
Pallmann Tinto Holzveredelung
Pigrol Holzwurm-Ex, -Imprägniergrund, -Jägerzaunlasur
4.3.2.1.2 Toxikologie:
extrem toxisch
4.3.2.1.3 Akute Vergiftungssymptome:
Muskelschwäche, Störungen im Muskel-Stoffwechsel; epileptische Krämpfe, Lähmung der Extremitäten, allgemeine Depression, verlangsamte Herztätigkeit, unregelmäßige Atmung, Lungenentzündung, Bronchitis, Kollapsneigung, Bewußtlosigkeit, Hautreaktionen
4.3.2.1.4 Chronische Vergiftungssymptome:
schwere Stoffwechselstörungen, Muskelschwäche, Ödeme im Gehirn und Rückenmark, Leber- unmd Nierenschädigung, Dickdarmentzündung
4.3.2.1.5 Physikalisch-chemische Eigenschaften:
TBTO
Allgemeine Eigenschaften:
gelbe Flüssigkeit

rel. Molekülmasse: 596,07
Schmelzpunkt [ grad C]: fl.
Siedepunkt [ grad C]: 254
Dampfdruck (bei 20 grad C) [hPa]: ?
Sättigungsdampfdichte: ?
Löslichkeit in Wasser (20 grad C) [g/L]: --; (80 grad C) [g/L]: 0.1 %

4.3.2.1.6 Grenzwerte:
MAK-WERT:
_________________________________________________________________________

[mL/cbm]           [mg/cbm]          Stoff                Bemerkungen
_________________________________________________________________________
0,002              0,05              TBTO,                H (alle)
                                     TBTB,
                                     TBTN,
                                     TBT-chlorid,
                                     TBT-fluorid,
                                     TBT-linoleat,
                                     TBT-methacrylat

Spitzenbegrenzung: II, 2
_________________________________________________________________________

NOEL                         Ein Zweijahrestest an Meerschweinchen ergab für 
Triphenylzinnacetat einen Wert von 5 ppm [12]


ADI 0,0005 mg/kg KG/d für alle TBT-Verbindungen


LD(50)-Werte: ______________________________________________________________________ LD(50) Wirkstoff mg/kg ______________________________________________________________________ Trimethylzinnacetat 9 Dibutylzinndichlorid 150 Tributylzinnacetat 99 Trioctylzinnchlorid >10000 ______________________________________________________________________

4.3.2.1.7 Literatur:

[9] M. Daunderer: Umweltgifte; Kompendium der klinischen Toxikologie; Teil 3, Band 13. ecomed Verlagsgesellschaft, München 1990
[12] R. Machholz, H.J. Lewerenz (Hrsg.): Lebensmitteltoxikologie. Springer-Verlag, Berlin 1989



4.3.2.2. Organoquecksilberverbindungen:

4.3.2.2.1 Allgemeines:

---> Siehe 4.2.3.7 Quecksilbersalze
Es lassen sich der Struktur nach drei Gruppen unterscheiden: die Alkyl- und Alkoxy-, sowie die Arylquecksilbersalze. Wichtige Vertreter sind Ethylquecksilberchlorid, Methoxyquecksilberchlorid und Phenylquecksilberacetat.
Infolge des hohen Dampfdrucks besonders leichtflüchtig.

4.3.2.2.2 Toxikologie:

---> Siehe 4.2.3.7 Quecksilbersalze
Alle Verbindungen sind von hoher akuter und chronischer Toxizität. Die Toxikologie ist hier besonders suspekt und heimtückisch, daher sind beim Umgang mit diesen Wirkstoffen strenge arbeitsmedizinische Maßnahmen erforderlich.

4.3.2.2.3 Akute Vergiftungssymptome:

schleichende Frühsymptome; Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Mattigkeit, Kopfdruck, Gliederschmerzen, Neigung zu Durchfällen, vermehrte Speichelsekretion. Bei massiver Exposition treten auf: Metallischer Geschmack, brennende Schmerzen im Mund, Speichelfluß

4.3.2.2.4 Chronische Vergiftungssymptome:

unspezifische Allgemeinsymptome können wochen-, monate- oder jahrelang bestehen, bevor weitere Vergiftungssymptome hinzukommen. Erethrismus ist eine psychische Veränderung mit Stimmungslabilität, Schreckhaftigkeit, ängstliche Befangenheit, Verlust des Selbstvertrauens, Beeinträchtigung der Merkfähigkeit, Depression und Menschenscheu gepaart mit Reizbarkeit, Aggressivität, Verlust der Selbstkontrolle und Neigung zu Wut- und Tobsuchtsanfällen bei den geringsten Anlässen. In schweren Fällen auch Delirien und Halluzinationen. Besonders stark betroffen sind nervöse Menschen, die auf Nervengifte besonders stark reagieren und Menschen mit Neigung zu vasoaktiven (gefäßsensiblen) Kopfschmerzen. Entwicklung einer Kachexie (Abzehrung); NIerenschäden sind selten. Akrodynie (Schmerzen in den endenden Körperteilen wie z.B. Nase, Kinn und Extremitäten) bei Kleinkindern.
Organische Hg-Vergiftungen unterscheiden sich kaum in der akuten und chronischen Sympxtomatik. Charakteristisch ist eine Latenzperiode von einer Woche bis zu einem Jahr auch nach einmaliger Exposition. Die Vergiftungserscheinungen resultieren hauptsächlich aus der Zer- störung der Neurone im Groß- und Kleinhirn. Die Symptome der vollentwickelten Vergiftung sind: Sensibilitätsstörungen der Extremitäten im distalen (körperfernen) Bereich, der Zunge und der Lippen; Ataxie (Störung der Muskelkoordination), Einschränkung des Gesichtsfeldes; ferner können auftreten: Hörverlust; autonome und extrapyramidale (die Stammganglien des Zwischen- und Mittelhirns betreffend, die die unwillkürliche Muskelbewegung und den Muskel- tonus steuern) Symptome; psychische und intellektuelle Störungen; progressive Muskeldystrophie (Mangelversorgung der Muskeln); gastrointestinale, renale und kardiale Symptome.

4.3.2.2.5 Grenzwerte:

Quecksilber/Organoquecksilberverbindungen
MAK-Werte:
_____________________________________________________________________________________
[mL/cbm]            [mg/cbm]                Wirkstoff                Bemerkungen
_____________________________________________________________________________________
0,01                 0,1                    Hg, Element              --

Spitzenbegrenzung: III
_____________________________________________________________________________________

  --                 0,01 G                 organische               H, S
                                            Hg-Verb.en               Metallgehalt als
                                                                     analytische
                                                                     Berechnungsbasis 

Spitzenbegrenzung: III
______________________________________________________________________________________

TLV:

  --                 0,05                    Hg

OEL:

  --                 0,05                    Hg



BAT:
________________________________________________________________________
Wert         Untersuchungs-   Probennahme-       Wirkstoff
             material         zeitpunkt
________________________________________________________________________
50 mcg/L       B              a)                 Hg, Element oder anorg. 
                                                 Verb.
200 mcg/L      Ha             a)                 Hg, Element oder anorg.
                                                 Verb.
100 mcg/L      B              a)                 org. Hg-Verb.
________________________________________________________________________


LD(50)
__________________________________________________
Wirkstoff                          LD(50) (Ratte)
                                   [mg/kg]
__________________________________________________
Phenylquecksiberacetat             40
Methoxyethylquecksilberchlorid     40
__________________________________________________

ADI  nicht festgelegt

4.3.2.2.6 Literatur:

[9] M. Daunderer: Umweltgifte; Kompendium der klinischen Toxikologie; Teil 3, Band 13. ecomed Verlagsgesellschaft, München 1990
[12] R. Machholz, H.J. Lewerenz (Hrsg.): Lebensmitteltoxikologie. Springer-Verlag, Berlin 1989

Fungizide: Teil 3 (Phtalimide)

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Letzte Aktualisierung:  12/1995